http://deutschsprachige-literatur.blogspot.de/2011/04/rezension-der-steppenwolf-von-hermann.html?m=1"Der Steppenwolf" handelt vom Einzelgänger Harry Haller, der sein Leben der Literatur und der Musik verschrieben hat. Allerdings nicht derjenigen seiner Zeit, sondern derjenigen von früher. Goethe und Mozart waren seine Lieblingskünstler. Neben dem Studium der Kunst und dem Schreiben von Büchern war Haller stets auf Konfrontationskurs mit der Gesellschaft. Er war gegen den Krieg, verstand ihre Vorlieben nicht und mied verbindliche oder enge Kontakte zu Menschen. Er war, genauso wie auch seine zweite Persönlichkeit, ein Steppenwolf. Dieser Steppenwolf war es, der in ihm diese asozialen Neigungen entwickelte und der von animalischen Trieben geleitet wurde. Haller hatte in sich also immer den Kampf zwischen seinen beiden Persönlichkeiten auszutragen, worunter er sehr litt und sich sogar das Leben nehmen wollte. Erst mit dem Auftauchen von Hermine nimmt sein Leben eine positive, aber auch dramatische Wende.
Kein Pageturner
Das Werk von Hermann Hesse ist das genaue Gegenteil eines Schmöckers, oder neudeutsch ausgedrückt, eines Pageturners. Man muss sich Zeit nehmen für die Lektüre und man darf sich nicht ablenken lassen, ansonsten hat man keine Chance, die teils sehr komplexen und schwierigen Gedankengänge von Hesse zu verstehen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Hesse sich sehr eloquent ausdrückt, viele Fachbegriffe verwendet und hypotaktische Satzgefüge von teilweise bis zu einer halben Seite niederschreibt. Dennoch ist es interessant zu lesen und der Schreibstil von Hesse ist beeindruckend.
Magisches Theater sorgt für Verwirrung
Für mich als Normalleser, der über keine überdurchschnittlichen Literaturkenntnisse verfügt, gab es in diesem Werk aber doch einige Dinge, die mir etwas schräg und unlogisch erschienen. Da wäre zu erst einmal die Tatsache, dass Haller einfach so von einem Fremden ein Buch in die Hand gedrückt bekommt, das zufälligerweise das Traktandum des Steppenwolfs heisst und genau die Geschichte von Haller erzählt. Was dann aber noch wesentlich verwirrender ist, ist das magische Theater am Ende des Werks. Darin spielt Haller Schach mit seinen eigenen Ichs, die vorher aus ihm herausgetreten waren, und er schiesst mit einem ehemaligen Schulfreund auf Autos, tötet Leute und will damit den Kampf gegen die Maschinen gewinnen. Am Ende trifft Haller sogar noch auf Mozart, diskutiert mit ihm und bekommt als Strafe für sein falsches Verhalten im Bezug auf Hermine das ewige Leben als Strafe.
Ich weiss nicht, was ich damit anfangen soll und ich war am Ende der Lektüre schon ein wenig enttäuscht, dass ich den Schluss nicht verstanden habe.
Der Weg zum erfüllten Leben
Trotz der Verwirrung um den Schluss fand ich eine Kernaussage des Werks von Hermann Hesse sehr gelungen. Die Erkenntnis, dass ein Mensch nicht nur aus zwei Persönlichkeiten - in diesem Falle Haller und der Steppenwolf - besteht, sondern aus hunderten, vielleicht sogar tausenden, finde ich sehr interessant. Auch den Weg, den Hesse aufzeigt, um die Erfüllung des Lebens zu erlangen, ist gelungen. Haller, der sich fast ausschliesslich mit dem Studium der Kunst befasste und kaum positive Gefühle zulässt, ist nahe daran, Selbstmord zu begehen. Mit dem Auftauchen von Hermine kommt dann aber endlich die Seite ins Spiel, die es im Leben auch braucht, nämlich der Spass, die Lebensfreude, die Liebe und die Sexualität. Ohne diese Dinge kann man im Leben nicht glücklich werden, den Wissen allein oder auch der Spass allein hilft einem nicht weiter. Es brauch eine gesunde Mischung.
Diese Aussage ist für mich die Kernaussage aus dem Werk von Hesse und sollte eigentlich jedem Menschen als Leitfaden für sein eigenes Leben dienen...
(fba)